Sie möchten endlich einmal „Eine Reise zu den verrücktesten Hotels der Welt“ machen? Nichts leichter als das! Denn das gleichnamige Buch aus dem DuMont-Verlag empfiehlt neben der Übernachtung in einer Boeing 727 in Costa Rica oder im Glas-Iglu in Finnland auch die urgemütlichen Weinfässer in den Weinbergen der Familie Lehr in Markelsheim!

Die Weinfässer sind eine der vielen Einfälle von Landwirtin und Winzerin Kornelia Lehr, genannt Conny. „Es sprudeln einfach ständig neue Ideen und mit meinem Mann habe ich den perfekten Partner dafür“, schwärmt die sympathische Powerfrau von Thomas Lehr. Beide stammen von landwirtschaftlichen Betrieben in Markelsheim. Daher verwundert es nicht, dass sie bei allen neuen Projekten die Landwirtschaft und die Regionalität im Blick haben. Auch der malerische Weinort soll davon profitieren und weiter aufleben. Dabei scheut Familie Lehr keine Mühen: „Wir arbeiten viel. Aber wir wissen, es geht uns gut!“

Doch das war nicht immer so. „Die Anfangszeiten waren echt hart“, sagt die vierfache Mutter und dreifache Oma im Rückblick. Schicksalsschläge sowohl in ihrer eigenen als auch in der Familie ihres Mannes sorgten dafür, dass ihnen die Betriebe schon früh übergeben wurden. 100 Hektar Ackerland und 5 Hektar Weinberge sorgen heute rund ums Jahr für viel Arbeit. Hinzu kam die schwere Erkrankung der ältesten Tochter. Nach einem langen Klinikaufenthalt entstand die Idee für ein Hoffest, dessen Erlös für die Kinderklinik im nahen Bad Mergentheim gespendet werden sollte. Ohne Erfahrungswerte für derartige Veranstaltungen entschied sich Conny Lehr für 100 Kilogramm Gyros. Der befreundete Metzger versuchte noch, sie von einer kleineren Menge zu überzeugen – vergeblich. Der Erfolg der Veranstaltung war überwältigend. Noch vor 12 Uhr war das Essen ausverkauft, begeisterte Besucher spendeten für den wohltätigen Zweck und so konnte Familie Lehr die stolze Summe von 27.000 Mark an die Kinderklinik weitergeben. 

Über die Jahre folgten zahlreiche Veranstaltungen: Frühstück im Weinberg, Jakobs Stubenmusik und Stallweihnacht. Für das Bauernhoffrühstück mit bis zu 200 Personen backte Kornelia Lehr selbst Brezeln und Brötchen. Die Veranstaltung „Wein after Work“ lockte bis zu 600 Besucher an einem Abend auf den Jakobshof. Winzerbraten und Spätzle zauberte die gelernte Hauswirtschafterin in Eigenregie auf den Tisch. Bei der Bewirtung waren bis zu 35 Personen aus Familie und Freundeskreis im Einsatz. Nicht nur die eigenen Kinder sondern Mitglieder der ganzen Familie arbeiten immer wieder unentgeltlich mit und sind stolz auf den Erfolg der Veranstaltungen. Nun ist die Event-Location – der frühere Kuhstall – einem Neubau gewichen: Die Wohnung, für Hofnachfolger Elias, zusätzliche Ferienwohnungen und ein Hofladen werden darin Platz finden. 

Veranstaltungen organisiert Kornelia Lehr auch weiterhin: Als Weingästeführerin hatte sie vor einigen Jahren die Idee, die Gäste auf einem Traktor mit Anhänger in die Weinberge zu bringen. Doch es hakte an der Größe des Anhängers, Busgruppen mussten aufgeteilt werden. Mit Hilfe ihres Mannes gelang es einen Planwagen zu bauen, der vom TÜV abgenommen wurde und Fahrten für bis zu 52 Personen bei jedem Wetter, bei Tag und bei Nacht ermöglicht. Der Erfolg gibt den beiden Recht: Durch die Weiterempfehlungen von begeisterten Teilnehmern kamen zuletzt über 100 Weinberg-Rundfahrten in einem Jahr zusammen.

Neben den vielen Projekten steht Tag für Tag die Arbeit auf dem Hof an. „Mein Mann ist Landwirt mit Leib und Seele“, erklärt Conny Lehr. Sohn Elias tritt nun Stück für Stück in seine Fußstapfen. Neben Weintrauben, den Familie Lehr an die Weingärtnergenossenschaft in Markelsheim liefert, bauen Vater und Sohn unter anderem Mais und Grünroggen für eine Biogasanlage an, die sie gemeinsam mit anderen Landwirten betreiben. Erneuerbare Energien spielen für die beiden eine wichtige Rolle: Neben der 1,8 Megawatt-Biogasanlage betreiben sie auch eine Photovoltaikanlage mit 200 Kilowatt Peak und eine Hackschnitzelanlage, die den Jakobshof und umliegende Haushalte beheizt. Die Brennerei des Jakobshofs hat es Sohn Elias ebenfalls angetan. Seit einer Fortbildung brennt er in Markelsheim Gin. Benannt nach den beiden Großvätern Karl und Robert und abgefüllt in handbemalten Flaschen präsentiert Conny Lehr stolz das Ergebnis.