Hofporträt Familie Altvater

„Sobald ich vom Hof weg kann, bin ich im Wald“

Landwirt Albrecht Altvater liebt die Arbeit mit Bäumen

Idyllisch schlängelt sich die Straße nach Oberrot-Glashofen im Schwäbisch-Fränkischen Wald. Viele Wiesen und noch mehr Wälder säumen die Strecke. Kulturlandschaft, die Jahr für Jahr gepflegt werden will. In vielen Fällen übernehmen diese Arbeit Landwirte. Einer von ihnen ist Albrecht Altvater.

Der 36-Jährige pflegt mehrere Dutzend Hektar Wald.

Rund ums Jahr Arbeit im Wald

Die Region des Schwäbisch-Fränkischen Waldes macht ihrem Namen alle Ehre, denn der überwiegende Teil der 1187 Quadratkilometer ist bewaldet. Eine grüne Lunge nördlich der Landeshauptstadt Stuttgart, beliebt für Ausflüge und Wanderungen. Für ihre Besitzer bedeuten die Waldstücke weniger Erholung sondern viel Arbeit. Albrecht Altvater führt inmitten dieser Landschaft den Bauernhof seiner Familie weiter. Gut 80 Milchkühe müssen zwei Mal täglich

gemolken werden, das dauert insgesamt rund vier Stunden. Hinzu kommt die Versorgung der Tiere und ihrer weiblichen Nachzucht und jede Menge weitere Arbeit im Stall und auf den zugehörigen Feldern. Doch für den Landwirt ist eines klar: „Sobald ich vom Hof weg kann, bin ich im Wald.“


Dort gibt es rund ums Jahr Arbeit für den 36-Jährigen: Im Frühjahr pflanzt Albrecht Altvater junge Setzlinge, um den Bestand für die nächste Generation zu sichern. Der Landwirt fällt heute Bäume, die sein Vater in jungen Jahren angepflanzt hat. „Ein Baum, zwei Generationen“, erklärt Alfred Altvater, Senior des Hofes. Denn erst nach 50 Jahren sind die angepflanzten Bäume so groß, dass ihr Holz auch gesägt werden kann. Damit auch Sohn Liam noch vom Wald der Familie profitieren kann, entfernt Vater Albrecht vom Borkenkäfer oder Kupferstecher befallene Bäume

und wählt neue Baumarten mit Bedacht aus: „Heute setzt man Mischwald“, erklärt er. Aus Erfahrung weiß er, dass der Klimawandel besonders Baumbestände trifft, die überwiegend aus Fichten bestehen. Ihnen setzen Schädlinge wie der Borkenkäfer zu. Gleichzeitig wird weiterhin leichtes und dennoch stabiles Nadelholz benötigt: „Die Industrie braucht Bauholz. Das kann man nicht aus Pappelholz herstellen“, erklärt Altvater.


Im Sommer steht die Jungbestandspflege auf dem Programm: Zwischen den jungen Bäumen werden konkurrierende Sträucher herausgeschnitten, wenn sie deren Wuchs stören. Kleine Bäume werden mit einem Spitzenschutz vor Wildverbiss geschützt, denn Waldbewohnern wie Rehen schmecken die jungen Triebe besonders gut. Albrecht Altvater kennt die Waldarbeit schon aus jungen Jahren: „Ich habe Käferholz gemacht, während meine Kumpels ins Freibad gegangen sind.“ Damit stieß er nur selten auf Verständnis in seiner Altersgruppe. Doch der Wald – seit mindestens fünf Generationen im Familienbesitz – muss gepflegt werden. Das bedeutet auch, dass von Schädlingen befallene Bäume schnellstmöglich entfernt werden müssen.


„Viele sehen Wald als Geldanlage, doch das funktioniert nur bei guter Pflege, sonst bleibt bald nur noch der Wert des Grundstücks übrig“, sagt der Landwirt. Allerdings ist die Arbeit im Wald anstrengend und längst nicht jedermanns Sache. „Es muss einem liegen. Jemandem die Arbeit im Wald aufzuzwingen macht keinen Sinn.“ Gerade im Schwäbisch-Fränkischen Wald ist von ebenen Flächen bis zum Steilhang alles dabei. „Es ist schon eine mühevolle Arbeit“, erzählt Albrecht Altvater. Diese Arbeit einfach an einen Dienstleister abzugeben, sei nicht wirtschaftlich, da der Stundenlohn oft höher als der Wert des Holzes sei, das in einer Stunde verkaufsfertig gemacht werden kann.

Arbeit im Wald ist nicht ungefährlich

Die Hauptzeit für Waldarbeit ist traditionell von Oktober bis Februar. „Die schönste Waldzeit ist für mich bei zehn Zentimetern Schnee und minus 15 Grad. Mir macht das Spaß im Winter“, erzählt Albrecht Altvater. Die tiefen Temperaturen haben noch einen weiteren Vorteil: Wenn der Waldboden gefroren ist, entstehen an ihm weniger Schäden durch die Fällarbeiten. Helm, Schnittschutzhose, Stiefel: Beim Bäume fällen ist eine gute Ausrüstung unerlässlich. „Man darf Respekt und Angst nicht verlieren, sonst ist schnell ein Unfall passiert“, weiß der junge Landwirt. „Passieren kann immer was“, ergänzt Alfred Altvater, „aber Autofahren ist auch gefährlich. Man wächst in die Aufgabe rein.“ Motorsägenkurs und Forstlehrgänge an der Meisterschule sind Albrecht Altvaters Grundlage für eine möglichst sichere Arbeit im Wald.


Auch wenn der Landwirt selbst gut geschützt ist, braucht er Unterstützung, wenn er zum Holzeinschlag in den Wald fährt. Denn durch den Privatwald von Familie Altvater führen öffentliche Wanderwege, die für Fällarbeiten abgesichert werden müssen. Sie können zwar bei Bedarf gesperrt werden, doch da sich nicht alle Passanten an die Absperrung halten, sind Sicherungsposten notwendig. Und wer sich im Wald abseits der Wege querfeldein zu Fuß oder mit dem Fahrrad durchschlägt, begibt sich in große Gefahr. Denn die Sicherungsposten auf den offiziellen Wegen können plötzlich aus dem Wald auftauchende Personen nicht immer rechtzeitig warnen. Eine brenzlige Situation für alle Beteiligten.


Mit Blick auf seinen Wald und das Wetter in diesem Jahr ist Albrecht Altvater im Gegensatz zu vielen seiner Landwirtskollegen positiv gestimmt. Während das viele Nass von oben die Ernte auf den Feldern erschwert hat, hält Albrecht Altvater fest: „Für den Wald haben wir Glück gehabt. Der hat den vielen Regen dringend gebraucht.“ Und noch etwas lässt ihn und seinen Vater Alfred positiv in die Zukunft blicken: Mit Sohn Liam, der sich schon jetzt im Alter von 9 Jahren für Landwirtschaft und die Arbeit im Wald begeistert, steht die nächste Generation Altvater in Glashofen für die Fortführung der Familientradition bereit.

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