Markus Bezelberger hat für sich und seinen Hof den richtigen Weg gefunden
Quietschfidel flitzen kleine rosa Schweinchen durchs Stroh, laufen durch eine Luke ins Freie und flitzen wieder zurück in den Stall zu Futter und Wasser, wühlen in der Einstreu: In den Ställen von Familie Bezelberger haben die Borstentiere offensichtlich ein herrliches Schweineleben. Doch das stand 2017 auf der Kippe, als Vater Ernst in Rente ging und Sohn Markus, selbst Vater von drei Kindern, sich die Frage stellte: „Wie geht es weiter?“
Fünf-Tage-Woche, geregeltes monatliches Einkommen, pünktlicher Feierabend: Als Landwirt ist daran nicht zu denken. Familie Bezelbergers 240 Sauen und deren Nachzucht benötigen 365 Tage im Jahr Futter und Pflege. Auch die 70 Hektar Acker müssen bewirtschaftet werden. Doch das schreckt Markus Bezelberger nicht, als er sich schließlich entscheidet, die Landwirtschaft auf dem elterlichen Hof weiterzuführen. „Ich bin Chef und will keinen Chef“, erklärt er schmunzelnd, „außerdem hängen wir an unseren Viechern!“
Doch die Marktlage ist schwierig: Discounter-Angebote für Schweinefleisch und immer neue gesetzliche Anforderungen machen die Schweinehaltung für Landwirte zu einer unsicheren Sache. Dessen ist sich auch Markus Bezelberger bewusst. „Konventionelle Schweinehaltung funktioniert nur dann, wenn alle zehn bis 15 Jahre die Anzahl der Tiere verdoppelt wird“, erklärt er. Das kommt für ihn und seine Familie nicht in Frage: „Dann ist jedes Schwein nur noch eine Nummer“, sagt er.
Also musste eine andere Möglichkeit her. Seine Vision: Ein neuer Stall, der so aufgebaut ist, dass er auch in 30 Jahren noch betrieben werden darf und der den Schweinen ein artgerechtes Dasein nach höchsten Standards ermöglicht. Eine wichtige Bedingung für diesen Zukunftstraum: Familie Bezelberger muss einen höheren Preis für ihre Schweine erzielen, denn nur so lässt sich der zusätzliche Aufwand für das Wohl der Tiere decken.
Markus Bezelbergers Wahl fiel auf das Hofglück-Programm von Edeka. Der Verbund von Lebensmitteleinzelhändlern hat sich damit zum Ziel gesetzt, regionales Schweinefleisch aus tiergerechterer Haltung anbieten zu können und ist im Gegenzug bereit, höhere Preise zu zahlen. Die Marke hat zwei von zwei möglichen Sternen des Tierschutzlabels „Für Mehr Tierschutz“ des Deutschen Tierschutzbundes erhalten. Außerdem sind die Produkte mit dem sogenannten „Ohne GenTechnik“-Siegel des Verbands Lebensmittel ohne Gentechnik e. V. (VLOG) versehen. Für Verbraucher ist also klar zu erkennen, dass sie zwar einen höheren Preis zahlen, damit aber auch in mehr Tierwohl investieren.
Besondere Haltungsbedingungen
Für Familie Bezelberger bedeutet das Hofglück-Programm nicht nur in ihrem neu gebauten Aussiedlerstall mehr Platz für die Tiere bereitstellen zu müssen. Es gibt noch zahlreiche andere Kriterien, an die sich Teilnehmer halten müssen. So dürfen beispielsweise keine Schweine mit kupierten Schwänzen eingestallt werden. Die Kastration männlicher Ferkel muss unter Narkose erfolgen und ein Außenklimastall mit Auslauf ins Freie ist verpflichtend. Auch Stroh und andere Spielmöglichkeiten müssen zur Verfügung stehen. Im neuen Stall sorgt ein computergesteuerter Einstreuroboter dafür, dass bis zu vier Mal am Tag frisches, goldgelbes Spielmaterial in die Boxen gelangt. Die Einhaltung aller Vorschriften auf dem Hof der Landwirtsfamilie wird mindestens drei Mal im Jahr unangekündigt kontrolliert.
Auch mit der Nachzucht nach neuen Tierwohlkriterien befasst sich Markus Bezelberger intensiv. Der Umbau des früheren Aufzuchtstalls auf dem Hof direkt am Wohnhaus läuft. Das anstehende Verbot von Kastenständen setzt er in Teilen schon um, beispielsweise hat er fünf Testboxen ohne Kastenstände bereits in Betrieb. Alles Neuland für Markus Bezelberger, und so prüft er im Alltagseinsatz, welche Version für ihn am meisten Sinn macht. „Dabei geht es um das Wohl der Tiere, aber auch um das Thema Arbeitsschutz“, erklärt er. Denn das Betreten der neuen Abferkelboxen für notwendige Arbeiten oder Untersuchungen muss jederzeit möglich sein. Nicht jedes Tier bleibt dabei ruhig. Doch die Erfahrungen des jungen Landwirts sind positiv: „Die neuen Abferkelboxen funktionieren erstaunlich gut!“
Nicht alle neuen, von der Politik vorgegebenen Vorschriften für die Schweinehaltung machen für Markus Bezelberger Sinn. Beispielsweise die Gruppenhaltung während der Rausche, also der Zeit, in der ein Schwein trächtig werden kann. Hier verlangt die Politik, dass die Sau immer in der Gruppe frei laufen kann. Das sorgt aus seiner Sicht für mehr Stress und eine erhöhte Verletzungsgefahr bei den Sauen: „Selbst der Tierschutzbund erlaubt in dieser Zeit drei Tage Kastenstand, um den Tieren den Stress, den sie in der Gruppenhaltung haben, zu nehmen“, wundert er sich. Dennoch haben Politiker entschieden, dass in spätestens acht Jahren der Kastenstand im Deckzentrum komplett der Vergangenheit angehört. Das begrüßt im Nachhinein natürlich auch der Tierschutzbund.
Als Landwirt mit Leib und Seele wird Markus Bezelberger aber auch in diesem Fall testen, welche Umsetzung für ihn und seine Tiere am besten funktioniert. Ihm ist klar: „Nur wenn es unseren Tieren gut geht, können wir von ihnen leben!“