Soja

Der Soja-Pionier

Landwirt Alexander Thumm verarbeitet Soja aus der Region für die Region

Ein bisschen erinnert der Geruch in der Soja-Toasterei von Alexander Thumm in Affalterbach-Wolfsölden an eine Bäckerei – nur etwas mehr nach Erdnuss. Immer wieder hört man das helle Rasseln, wenn die frisch getoasteten Sojabohnen in den Trichter der Presse nachrutschen, und das gleichmäßige Stampfen der Ölpresse. In einen großen Tank fließt das gelbliche Öl. Übrig bleibt außerdem der sogenannte Soja-Presskuchen: Die nach der Verarbeitung verbleibenden Reste der Sojabohnen sind in der Landwirtschaft wichtiger Bestandteil des Tierfutters. Wie kam der Landwirt auf die Idee, Soja zu verarbeiten?

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Begonnen hat Alexander Thumms Soja-Projekt 2011 mit einem benachbarten Hühnerbetrieb. Der Landwirt baute selbst Soja an, musste seine Ernte jedoch in die weit entfernte Soja-Extraktionsanlage nach Kehl bringen. „Ein unglaublicher Aufwand“, erinnert sich Alexander Thumm. Er war damals in der Region der erste, der die Idee einer Soja-Toasterei in die Tat umgesetzt hat und weiß: „Die Landwirte in der Umgebung sind froh, dass es meine Anlage gibt, in der die Bohnen ohne Chemie und auf natürlichem Weg in genießbares Tierfutter verwandelt werden.“ Längst erstreckt sich sein Kundenstamm auch auf weiter entfernt gelegene Höfe aus den Regionen Aalen, Schwäbische Alb und Schwarzwald. „Ich finde es wichtig, dass die Bauern die Wertschöpfung behalten und ihr eigenes Futter verfüttern“, erklärt der 46-jährige Landwirt.


Soja ist ein wertvoller Öl- und Eiweißlieferant. Allerdings sind die Bohnen im Rohzustand aufgrund des Öls und anderer verdauungshemmender Substanzen nur begrenzt als Futter einsetzbar. Erst die Weiterverarbeitung in einer Extraktionsanlage, wo Soja durch den Zusatz des Lösungsmittels Hexan verarbeitet wird, oder in einer Soja-Toasterei wie der von Alexander Thumm, in der die Bohnen zuerst erhitzt und dann gepresst werden, machen Soja als Tierfutter einsatzbereit. Spätestens seit dem Verbot der Verfütterung von Tiermehl im Jahr 2001 ist Soja als wichtiger Bestandteil des Nutztierfutters kaum noch wegzudenken. Doch das hat einen Haken: In Deutschland und Europa dürfen keine gentechnisch veränderten Sorten angebaut werden, in den Hauptanbauländern USA, Brasilien und Argentinien dagegen schon.


Nach Angaben des Statistischen Bundesamtes (Destatis) hat sich die Soja-Anbaufläche in Deutschland von 2016 bis 2021 von 15.800 auf 34.200 Hektar zwar mehr als verdoppelt. Dennoch bleibt der Anteil an der insgesamt im Land benötigten Menge weiterhin minimal: Wie das Bundesinformationszentrum Landwirtschaft (BLZ) errechnet hat, wurden 2019 rund 84.000 Tonnen Sojabohnen in Deutschland geerntet. Sie entsprechen lediglich 1,4 Prozent der importierten Menge von 6,2 Millionen Tonnen. Und so erhalten viele Tiere in Deutschland nach wie vor Futter, das zumindest teilweise aus gentechnisch veränderten Pflanzen gewonnen wurde, wie das BLZ aufklärt.

Um dieses Problem zu umgehen, pflanzen immer mehr deutsche Landwirte selbst Soja an. Die Pflanzen gehören zu den Leguminosen, das heißt sie gehen gemeinsam mit Knöllchenbakterien eine Symbiose ein. Dabei wird Stickstoff aus der Luft für die Pflanze verfügbar gemacht, sodass keine Stickstoffdüngung notwendig ist. Zwar stammt die Pflanze ursprünglich aus den Subtropen Chinas und mag es gerne warm und feucht. Doch mittlerweile gibt es auch Sorten, die in unseren Breiten gut gedeihen. „Bei uns gibt es keine Schädlinge und keine Pilzkrankheiten für die Pflanze“, weiß Alexander Thumm. Einzig die Unkrautbekämpfung im Acker ist ein Thema. „Bisher bin ich immer mit einem Mal Spritzen kurz nach der Aussaat ausgekommen“, berichtet der Landwirt. „Ansonsten ist kein weiterer Pflanzenschutz bis zur Ernte notwendig.“


Seine Schweinemast hat der Landwirt mittlerweile verkleinert und füttert die verbliebenen Tiere ausschließlich mit gentechnikfreiem Futter. Das honorieren örtliche Metzger, die ihm die Tiere zu einem fairen Preis abkaufen. „Am Anfang war die Verarbeitung von Soja ein Zubrot. Heute ist es der größte Betriebsteil“, sagt Alexander Thumm stolz. Zu Gute kommt ihm dabei seine Ausbildung als Landmaschinenmechaniker. Aufbau, Reparatur und Erweiterung seiner Anlage erfolgen in Eigenregie. „Die Toast-Anlage an sich läuft recht problemlos“, erklärt Alexander Thumm, „Das Einzige, was knifflig ist, ist die Ölpresse, die auf jede neue Charge Bohnen passend eingestellt werden muss.“



Mittlerweile verarbeitet er in Wolfsölden auch die Soja-Ernte von Bio-Betrieben. Über sein ausgeklügeltes Lager-System kann er die Bohnen seiner Kunden getrennt lagern und individuell verarbeiten. So ist es Alexander Thumm möglich, biologisch wirtschaftenden Betrieben die eigene Ernte als Tierfutter zurückzugeben. Der Einsatz des umtriebigen Soja-Pioniers zahlt sich aus: Da seine Maschine praktisch Tag und Nacht läuft, steht nun eine Vergrößerung an. Die zweite Soja-Toast-Anlage steht zur Montage bereit und wartet auf ihren Einsatz.

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