Hofporträt Leidigs Eierhof

Eier am laufenden Band

Auf dem Leidigs Hof dreht sich alles ums Huhn

Geschäftig gackern, scharren und picken die Hühner im Auslauf auf dem Hof von Tilmann und Regina Leidig in Gaildorf-Kleinaltdorf. Kein Wunder, denn kurz vor Ostern haben die Hennen jede Menge zu tun. Traditionell hat das Ei – hart gekocht und bunt bemalt – zu dieser Jahreszeit Hochsaison. Aber auch auf dem Frühstückstisch und für Selbstgebackenes werden Eier an Ostern und anderen Feiertagen in großer Stückzahl benötigt. Die Hennen vom Leidigs Hof sorgen daher rund ums Jahr für ausreichend Nachschub.

Das richtige Futter

Damit das auch gelingt, ist viel Erfahrung notwendig. Aus diesem Grund hat Tilmann Leidig das Thema Futter zur Chefsache gemacht. Fast alle Bestandteile baut er selbst an. Nur Soja kauft er zu. Während die wildlebenden Vorfahren unserer heutigen Haushühner Allesfresser waren, sieht der Speiseplan einer auf Legeleistung gezüchteten Henne heute anders aus: „Im Lauf der Zeit wurde das Huhn praktisch zum Vegetarier gemacht“, erklärt Tilmann Leidig. Deshalb kommt es auf Fingerspitzengefühl an, wenn es ums Futter geht. Denn wenn Aminosäuren knapp werden und der Eiweißgehalt nicht ideal ist, zeigt sich das schnell im Verhalten der Tiere, die sich dann gegenseitig die Federn picken.



Die Größe des Hofes spielt für Familie Leidig ebenfalls eine entscheidende Rolle: Rund 33 Hektar Acker und 40 Hektar Grünland werden bewirtschaftet. Damit auch der Ertrag der Wiesen auf dem eigenen Hof einen Nutzen hat, hält Familie Leidig einige Mastrinder, die sie an die Bäuerliche Erzeugergemeinschaft Schwäbisch Hall verkauft. Herzstück des Hofes sind jedoch die Legehennen: Mit 5.400 Tieren gehört der Hof nicht zu den größten. „Wir wollen Lieber weniger Hühner halten und unsere Produkte gut vermarkten”, sagt Tilmann Leidig entschieden. Er möchte seinen Stall nicht vergrößern, „dann macht’s auch mehr Spaß”, erklärt er. Zudem begrenzt die Lage seines Hofes in der Nähe von Wohnsiedlungen das Wachstum. 

Viel Erfahrung

Im Gespräch mit Tilmann und Regina Leidig wird deutlich, wie ihnen das Wohlergehen ihrer Hühner am Herzen liegt. Sie haben sich im Lauf der vergangenen 20 Jahre ein umfangreiches Expertenwissen um diese Tiere angeeignet. Die Hennen sind in vier Gruppen aufgeteilt. Im Alter von etwa 18 Wochen ziehen die Junghennen auf dem Leidigs Hof ein. Das ist rund zwei Wochen vor Beginn der Legereife. Diese Zeit nutzen sie, um sich an die neue Umgebung und die Legenester zu gewöhnen. Gerne nutzen die Tiere ihr Gehege mit Außenklima, in dem sie ausgiebig scharren können. 


„Je nachdem, wie ich das Licht auf bis zu 13,5 Stunden pro Tag erhöhe, beginnen die Hennen zu legen“, berichtet Tilmann Leidig. Drei Wochen nach Einzug legen die Tiere Eier der Größe S, nach sechs Wochen haben die gelegten Eier die Größe M erreicht. Der Übergang zu Größe L geht dann langsamer von statten. „Nach einem halben bis dreiviertel Jahr legt etwa die Hälfte der Hennen Größe L. Jede Herde ist verschieden“, berichtet Tilmann Leidig. Die meisten Hühner legen ihre Eier morgens zwischen 8 und 11 Uhr. Ein Laufband befördert die Eier aus den Nestern. Jedes erhält den Stempelcode mit Haltungsform, Herkunftsland, Bundesland und Stallnummer und wird anschließend nach Größe sortiert. Die Verpackung findet händisch statt.

Eine Besonderheit auf dem Leidigs Hof: „Wir machen bei fast allen Gruppen eine Mauser.“ Seine Frau Regina ergänzt: „Es ist faszinierend zu sehen, wie sich die Hühner während der Mauser entwickeln. Es schein fast so, als würden sie die ganze Energie auf sich beziehen. Danach geht es dann mit neuer Energie weiter und die Tiere sehen aus, als hätten wir sie eben erst neu gekauft.“ Dabei findet der bei Vögeln jährliche Wechsel der Federn nicht auf allen Höfen mit Legehennen statt: „Betriebswirtschaftlich ist die Mauser umstritten”, erklärt Tilmann Leidig. Denn während dieser Zeit legen die Tiere keine Eier, benötigen aber dennoch hochwertiges Futter. Doch für ihn sind ältere Hühner aufgrund der größeren Eier ein Vorteil: „Auf dem Wochenmarkt werden große Eier nachgefrag”, berichtet er, „und auch aus ethischer Sicht ist es gut, wenn ein Huhn ein halbes bis dreiviertel Jahr länger lebt.” Denn auch wenn das Ehepaar Leidig an seinen Tieren hängt, im Gegensatz zu privaten Haltern weniger Hühner können sie die Tiere nicht bis zum natürlichen Lebensende behalten. Und so steht am Ende der Zeit einer Henne auf dem Leidigs Hof die Verwertung als Suppenhuhn. 

2.10€ kosten zehn Eier der Größe M vom Leidigs Hof. Bei einem Verkaufspreis von einigen Cent pro Ei wird deutlich, dass Tilmann Leidig eine große Menge verkaufen muss, um den Lebensunterhalt seiner achtköpfigen Familie davon bestreiten zu können. Dafür läuft praktisch jedes Ei durch seine Hand. Denn ein wichtiger Erfolgsfaktor ist für den 53-jährigen Landwirt die Direktvermarktung: „Ich habe die ganze Wertschöpfung“, erklärt er sein persönliches Erfolgsrezept. Sechs SB-Automaten in Fichtenberg, Sulzdorf, Schwäbisch Hall-Hessental, Obersontheim und Gaildorf sind für Einkäufer rund um die Uhr geöffnet. Außerdem verkauft Tilman Leidig seine Produkte auf dem Gaildorfer Wochenmarkt und fährt einmal die Woche seine „Eiertour“ von Haus zu Haus in Böbingen an der Rems. „Ich bin stolz darauf, dass ich einen stinknormalen kleinen Bauernhof habe und davon leben kann.“

Ihr Kontakt zum Leidigshof:


Familie Tilmann Leidig

Brückenstraße 21

74405 Gaildorf-Kleinaltdorf

Tel.: 07971/911555
Fax: 07971/260043

www.leidigshof.jimdofree.com

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